Brunch-Lesung vom 15.12.13 in Zürich - Der Bericht

Wir schreiben den 16. Dezember 2013. Okay, nicht ganz ... Zugegeben, es ist fast eine Woche danach - eine Woche nach meiner ersten eigenen Lesung.

 

Dass es eben erst gewesen sein soll, ist seltsam. Heute, an einem normalen Tag im Büro, fühlt sich der Event unrealistisch und irgendwie weit, weit weg an. Eine ganz andere Welt. Wie in einem Roman eben. Aber beginnen wir doch mal am Anfang.

 

Das Wetter an diesem dritten Advent zeigte sich von seiner kalten, unfreundlichen Seite. Ein Tag, den man am liebsten in den warmen Daunen des Bettes verschlafen hätte. Aber der Wecker klingelte und das auch noch unchristlich früh, für einen Sonntag. Aber Kneifen galt nicht. Also verließen wir das warme Nest und brachen mit schwerem Gepäck (deshalb lobe ich mir E-Books, die sind komischerweise viiiiel leichter als normale Paperbacks) zum Bahnhof Winterthur auf. Dort wurden wir im wahrsten Sinne des Wortes aufs Glatteis geführt. Der Weg glich einer Kunsteisbahn und meine profillosen Pumps waren nicht unbedingt das ideale Schuhwerk. Dennoch schlitterten wir unfallfrei ans Ziel, wo bereits der zweite (den ersten hatte ich ja schon an der Hand) Gast der Lesung auf uns wartete.

 

Die S16 bestiegen fuhren wir Richtung Hardbrücke, wo wir den Weg zum Ziel unter die Füsse nahmen. Zwar hätte es ein Tram gehabt, aber ein bisschen Bewegung kam mir ganz entgegen, so war ich wenigstens abgelenkt. Wir trafen gegen halb zehn morgens im 25hours Hotel in Zürich West ein. Gleich vor der Tür begrüßte mich schon mein eigener Name. Ein lustiges Gefühl. Ich trat an die Rezeption, wo mein Name erneut auf einem Schild prangte.

 

Kaum von den ersten Eindrücken erholt, kam dann auch gleich Urs einer Diva gleich die Treppe heruntergeschritten. Als erstes machte sich dann aber neben einer gewissen Aufregung meinerseits Ratlosigkeit breit. Wie ging es nun weiter? Gäste waren zwar da, aber das waren Hotelgäste, die ahnungslos frühstückten. Wir standen anfangs ein wenig ratlos herum und machten uns ein Bild von der Lokalität. Ein Barhocker und ein Tischchen standen in einer Ecke. Der Raum war nicht wirklich ein Raum, sondern er fügte sich sehr gekonnt in Bistrooptik mit L-förmiger Theke in den Rezeptions-/Aufenthaltsbereich ein. Eine Treppe in die oberen Geschosse trennten die beiden Räume, also Rezeption und Frühstücksbereich, optisch und auch gefühlsmäßig voneinander. Raffiniert, muss man schon sagen.

 

Wir begaben uns also in Richtung Frühstücks-/Brunchbereich. Er wand sich entlang der Bar. Vorne, am unteren Teil des L's, war der Raum breit genug für drei 8er-Tische, eine kleine mobile Theke und ein Mischpult. Drei Tische waren auf meinen Namen reserviert. Insgesamt 20 Plätze - die ich nicht füllen konnte. Wir beschränkten die Tische somit bald auf einen Achtertisch. Nach hinten wurde der Raum schmal und zwischen einigen 4er-Tischen und der Theke war Platz, sich für das auf der Bar angerichtete Buffet anzustellen. Was wir (der Basler Teil meiner Familie inkl. einer Freundin, die gegen zehn eintrafen) schließlich auch taten, nachdem der Initiator der ganzen Geschichte mit seiner Freundin zum Brunch erschien.

 

Noch einmal kurz den Ablauf abgesprochen, beschlossen wir, um elf loszulegen, der Zeitpunkt, in dem eher Brunchgäste, als Hotelgäste anwesend waren. Ausserdem entschieden wir, dass ich nicht drei einzelne Blöcke lese, sondern die Lesung an einem Stück halte. Ich stellte mich gedanklich bereits darauf ein, dass es eine ziemlich unruhige Sache werden würde, weil die wenigsten Anwesenden bewusst mit meiner Showeinlage rechneten. Somit würden sie sich möglicherweise in ihrer Unterhaltung gestört fühlen, weiter ihre eigene Konversation pflegen, aufstehen, Essen holen, mit Geschirr klappern. So war es dann auch. Aber damit konnte ich leben. Selbst als zwei Kinder mit Bobbycar und Fahrrad in meinem Augenwinkel vorbeikrachten, ließ ich mich nicht beirren. Die Szene war auch irgendwie komisch (im witzigen Sinn). Bei mir im Buch krachte gerade ein ganzer Berg zusammen, meine Hauptdarsteller lagen unter Schutt und Geröll begraben, aber das reale Leben ließ sich dadurch keineswegs beeindrucken. Aber ich greife vor.

 

Nach zwei Lachsbrötchen (mehr bekam ich nicht runter, auch wenn das Buffet wirklich lecker war) und einem Glas Prosecco, das mir wärmstens ans Herz gelegt wurde, machte ich mich also daran, meinen Platz auf dem Barhocker einzunehmen. Aufregung war da, definitiv. Aber irgendwie empfand ich auch ein gewisses Grundvertrauen. Das wird schon. Drei schlichte, kleine Worte, die als Satz fast wie eine saloppe Phrase wirken. Wenn man sie jedoch so richtig tief irgendwo in sich drin fühlt, kann eigentlich kaum mehr was schief gehen und wenn doch, ist es okay. Dazu kam wohl das einfache Wissen: Es gibt schlicht kein zurück. Und dieses Wissen half irgendwie.

  

Das Mikrofon eingestöpselt stellte ich mich und mein Buch vor. Ich erzählte davon, dass es ein Amazon-Bestseller war, worum es geht, wo es spielt. Was ich sonst noch sagte, wusste ich, glaube ich, gleich nachdem ich es gesagt hatte schon nicht mehr. Was ich noch weiß: Ich erwähnte meinen Namen, und das war doch schon Mal was. Dann las ich. Irgendwie, einfach so. Ich fühlte mich eigentlich ziemlich wohl dort vorn, hinter meinem Buch. Ob es an der Vorbereitung vom Vortag (Passagen laut lesen, Zeit stoppen) lag, weiß ich nicht. Jedenfalls las ich den ersten Teil (Prolog), leitete mit einigen erklärenden Worten zum Geschehen den zweiten ein (Vergangenheit, Rudi der Gämsjäger) und ging genauso zum dritten Part über (Gegenwart, Ben und Emma werden mit der Felslawine konfrontiert).

 

Nach 40 Minuten, klappte ich das Buch zu und verabschiedete mich von meinen zehn sehr aufmerksamen Zuhörern und den anderen halbwegs- und überhauptnicht-Zuhörern. Und ganz ehrlich? Es fühlte sich gut an. Darauf trank ich gleich noch zwei Prosecco, während meine Bücher zum Kauf auf einem Büchertisch bereit lagen. Es wurde auch eines gekauft, definitiv ein Erfolg. Es standen auch immer wieder Leute an dem Tisch, weshalb ich einige Male von meinem Platz aufsprang und dorthin eilte, nur um jeweils festzustellten, dass die nur ihr Gepäck dahinter deponiert hatten... ;)

 

Nachdem ich dann noch eine Redaktorin der SonntagsZeitung kennenlernte, die mir ihre Visitenkarte überließ, ließen wir den Brunch ausklingen. Wir schlossen das Erlebnis am Bahnhof in Zürich auf dem Weihnachtsmarkt ab. Dort verabschiedete ich mich von meinen Basler Leuten und fuhr zurück dorthin, wo der aufregende Tag begann: Nach Winterthur.

 

So, jetzt kommt die Stelle, an der ich unbedingt noch ein Dankeschön loswerden möchte, das einer Oscarverleihung Konkurrenz macht: Danke an Urs, danke meiner Familie in Basel und Winterthur, danke an Annick, danke an meinen Partner Thomas, danke an Nicolas, danke an das 25hoursHotel-Team. Danke für einen tollen Morgen/Mittag mit herrlicher Verköstigung. Danke, dass ihr dabei gewesen seid. Danke für eure Unterstützung und danke dafür, dass ihr mir das ermöglicht habt.

Herzlich Eure Anja

 

P.s. Im Register "Galerie" gibt es die Eindrücke noch in Bildern.

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